· Fühlen macht frei ·

ein Text von Anja Perron

In den letzten vierzehn Tagen wurde mir so tief bewusst, wie sehr es sich gelohnt hat, während der vergangenen Jahre all die auftauchenden Gefühle und Empfindungen wirklich ganz anzuschauen. Ich schreibe diesen Text, weil ich damit jeden ermutigen möchte, immer ein Stück mehr alle Empfindungen mit offenen Armen zu empfangen.

„Ihr laßt los, um euch gut zu fühlen. Aber ihr laßt nicht los für die Freiheit. Wenn ihr nur loslaßt, um euch gut zu fühlen, dann werdet ihr immer wieder versuchen, diese schönen Gefühle zu erleben.“

Lester Levenson

Während der letzten zwei Wochen brauchte meine Mutter ausnahmsweise intensive Unterstützung von mir. Und bei ihr muss es wirklich ganz schlimm sein, bis sie um Hilfe bittet. Sie ist grundsätzlich ein sehr selbständiger Mensch und sie kann sehr gut alleine sein.
Ehrlich gesagt habe ich noch nie ein so tiefes Leiden miterlebt bei einem Menschen. Meine Mutter sah keine Zukunft mehr und sie sagte mehrmals, dass sie am liebsten nur noch sterben würde.
Es ist nicht so wichtig, worum es gegangen ist. Es geht mir mehr darum, was ich daraus gelernt habe.

Warum wir mitleiden.

Natürlich gab es immer wieder Momente, wo ich hoffte, dass es meiner Mutter jetzt endlich besser geht. Wenn ich ganz genau hinschaute, fand ich heraus, dass ich in Wahrheit Angst davor hatte, selbst leiden zu müssen, wenn ihr Leiden nicht aufhören würde.
Darum hinterfragte ich, ob das wirklich wahr ist. Und so habe ich mir immer einmal wieder spontane Fragen gestellt:

  • Könnte ich mich dafür öffnen, dass dieser innere Prozess offensichtlich hilfreich ist für ihre Freiheit?“
  • Könnte ich ihr zutrauen, dass sie ihre eigenen Lösungen findet?“
  • Könnte ich ihr Raum geben dafür, dass sie auch sehr schwer wirkende Gefühle anschauen kann?“

Schließlich ging ich früher auch ganz alleine durch diese Gefühle hindurch. Ich habe sie offensichtlich überlebt und ich fand genau durch das Zulassen eine wundervolle und liebevolle innere Freiheit.
Ich spürte, dass sogar folgende Frage hilfreich war:

  • Könnte ich meiner Mutter erlauben, diese Dimension zu verlassen, wenn das ihr Wunsch ist?“

Bei diesem Gedanken wurden auch meine Existenzängste auf den Plan gerufen. Alleine könnte ich dieses grosse Haus finanziell unmöglich halten.
Durch die meditative Innenschau fand ich auch hier zu einer grösseren inneren Freiheit und ich konnte sehen, dass es auch dafür Lösungen geben würde.

Je freier ich wurde, desto freier wurde sie.

Wie wir es wahrscheinlich alle aus dem Leben kennen, ging es meiner Mutter immer ein Stückchen besser, je mehr ich alles genau so sein lassen konnte, wie es JETZT gerade ist.

Und es sah wirklich sehr aussichtslos aus.

Darin begleitete mich auch der Satz von Byron Katie: „Meine Lieblingshaltung ist ‚ich weiss es nicht‘.“
Ich hatte immer wieder Klarheit, was hilfreich sein könnte für meine Mutter und vieles war auch tatsächlich sehr wohltuend für sie. Aber es gab auch immer wieder Momente, wo ich vor mir selber zugab, dass ich tatsächlich nicht weiss, was ihr helfen kann.
Dadurch entstand eine innere Entspannung. Oft passierte dann manchmal ganz von selbst etwas, was wohltuend war, ohne dass ich bewusst gehandelt hätte.

„Wieso zieht dich das nicht herunter?“

In den letzten Tagen fragte mich meine Mutter, warum mich diese tief verzweifelten Zustände von ihr nicht heruntergezogen hätten.

Ja stimmt, eigentlich erstaunlich. Ich hatte manchmal mitten in der Nacht eine Craniosacral-Behandlung gemacht und mir oft Zeit genommen, um mit ihr zu fühlen usw. Trotzdem habe ich meine Sachen in der Praxis mit Freude erledigt und ich war fast immer gelassen.

Dabei wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr es sich gelohnt hat, dass ich früher durch all diese so unendlich schwer wirkenden Zustände hindurchgegangen bin. Jedes Gefühl, das meine Mutter erlebte, kannte ich sozusagen aus eigener Erfahrung.

Und ich wusste einfach, dass es nichts gibt, was zu schwer wäre für uns und dass es sich am Schluss als leerer friedlicher Raum entpuppt.

Jedenfalls könnte ich ganze Bücher schreiben über das, was ich in diesen zwei Wochen lernen durfte. 😊

Dazu passt auch ein Zitat von Stefan Hiene:

«Wenn jemand erfolgreich ist, denken wir: ‚Der weiß viel.‘ oder ‚Der hat Glück gehabt.‘ Beides stimmt nicht. Kein Wissen und kein Glück, sondern die Bereitschaft, alles zu fühlen, machen dich erfolgreich.»

Stefan Hiene

Und so wünsche ich uns allen von Herzen viel Frieden mit allen Empfindungen, denn dadurch können wir diese grenzenlose innere Freiheit entdecken, die schon längst da ist. Und die macht wahrhaft glücklich. 😊


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